„Eiskalt“ bei Gedankendeponie

Mittelalter Rock ist in! Immer mehr Bands dieses Genres beginnen langsam, sich in der Szene einen Namen zu machen und den alten Platzhirschen den Rang streitig zu machen. Und so schicken sich auch die norddeutschen Spielleute von Ragnaröek mit ihrem zweiten Album Eiskalt an, die höheren Ränge zu erreichen. Ob ihnen das gelingt, erfahren wir ab dem 30. September, denn dann erscheint das Album. Ob sich ein Kauf lohnt, verrate ich euch schon jetzt.Das Album beginnt mit dem Titeltrack Eiskalt und einem satten Dudelsacksound, bevor dann die Stromgitarren und Vocals die Regie übernehmen und klar wird: Das ist Mittelalter Rock der etwas härteren Sorte! Minnegesang sollte man nicht erwarten, hier wird eher voller Inbrunst gegrölt, so auch in Wahrheitsfinder, der immerhin textlich passend dazu daherkommt (“Schrei es heraus!“). Schlachtgebet wirkt unausgereift, Gesang und Musik passen nicht gut zueinander und auch der Text ist holprig. Das macht Mondenkind wieder besser, der Song bietet Tempowechsel und hat ein nettes Arrangement für eine Liveperformance. Für diesen Zweck scheinen mir die meisten Songs auch konzipiert zu sein, denn das dürfte die deutlichen Schwächen im Gesang übertönen. Und zum Rocken und Kopfnicken sind die Songs allemal gut geeignet, so auch Jagen und das düstere, gitarrenlastige Wahnsinn.Die zweite Hälfte startet mit Lanze, das durch eine ziemlich gute Dudelsackmelodie besticht – sicher einer der besten Tracks des Albums. Piratenbrut ist eine nette kleine Piratenhymne, das die Piratenstimmung zwar nicht perfekt, aber ziemlich gut anfängt. Im Refrain wird Sänger Charon der Fährmann von seinen Bandmitgliedern unterstützt, was sehr erfrischend ist. Neid fällt dagegen wieder etwas ab und leidet auch darunter, dass Gesang und Dudelsack zumeist getrennt auftreten. Bei Furchtlos möchte man meinen, man habe den Song schon gehört, hebt er sich allein durch eine etwas längere Bridge in der Mitte von den anderen Songs ab. Als vorletzten Track kommt dann noch die obligatorische Ballade: Meer offenbart ungeahnte Qualitäten in der Stimme des Frontmanns. Dazu wird er von weiblichem Gesang unterstützt, super! Sowie Flöte und Streicher. Warum nicht mehr davon? Zum Abschluss gibt es dann noch ein besonderes Experiment: Electrowahn hält, was der Titel verspricht. Klingt zwar interessant und durchaus nicht schlecht, passt aber überhaupt nicht ins Album, weil es sich bis auf den Gesang komplett anders anhört.Bei einer Spieldauer von fast 50 Minuten bei 12 Tracks gibt es keinen Grund zu meckern, das ist ein ordentlicher Wert.

Fazit

Wenn man sich Ragnaröek anhören möchte, dann sollte man das nicht mit der Erwartung einer typischen Mittelalter Rock Scheibe machen, da das zu einer Enttäuschung führen würde. Zwar gibt es die typischen Elemente wie Dudelsäche und Songthemen, aber generell bestimmen die Gitarren das Klangbild. Dazu kommt der sehr gewöhnungsbedürftige Gesang, der nicht jedermanns Sache sein dürfte. Live eignet sich das Material aber sicher hervorragend. Vor dem Kauf mal Reinzuhören ist sicher eine gute Idee. Mittel

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