Mittelalter Rock – wenn man das liest, dann denkt man sicherlich zuerst an In Extremo oder Subway To Sally. Inzwischen hat sich aber eine breite Szene an Bands aus dem Genre entwickelt, die oftmals den Vorbildern in nichts nachstehen oder, wie im vorliegenden Fall, sogar noch eine eigene Nische für sich behaupten können. Ragnaröek haben sich mit ihrem ganz eigenen Stil eine Nische erobert. Mittelalter Rock ist hier schon eine sehr weit hergeholte Bezeichnung. Grundlegend stimmt sie zwar, jedoch entfernen sich die Musiker oft weit vom Ursprünglichen. Ein sehr deutliches Merkmal ist der ungewöhnlich harte Gitarrensound der Gruppe. Deshalb alleine sollte man eigentlich schon von Mittelalter Metal sprechen.
Die Riffs sind hart, direkt und geradlinig. Sie treffen genau zwischen Milz und Magen. Die Musik ist sehr kompromisslos, reißt einen aber vom ersten Ton an mit. Grundlegend herrschen einfache, nachvollziehbare und somit auch leicht behaltbare Melodien vor. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass man schnell mitsingen und in die Songs der Gruppe eintauchen kann. Filigranere Passagen und auch das Dudelsackspiel von Charon dem Fährmann sorgen dafür, dass die Musik nicht zu flach wird. Textlich orientieren sich Ragnaröek wieder eher am Muttergenre. Es werden die typischen Themen zwischen mittelalterlichem Leben, einer gewissen Portion Mystik und jeder Menge Gewalt angeschnitten. Bei ein paar Bier zum Mitgrölen machen die Texte richtig viel Spaß, zum vertieften Nachdenken sind sie aber eher nichts. Muss ja auch nicht sein. Dafür sind sie schön anzuhören. Die ausdrucks- und erzählstarke Stimme des Frontmannes steuert viel bei zum Hörgenuss der Titel von „Eiskalt“. Der Fährmann sorgt mit seinem Charakter für viel Atmosphäre und gibt der Scheibe damit das Leben. Ohne den charismatischen Frontmann wäre der Rundling bestimmt nur die Hälfte wert.
Vom Sound her braucht sich der Silberling nicht verstecken, die Produktion wurde sauber ausgearbeitet ohne dabei eine gewisse Rohheit zu vernachlässigen. Die Scheibe klingt kompakt und gleichzeitig frei. Man kann die Lagerfeuer förmlich knistern hören.
Als besondere Highlights kann man die Titel „Wahrheitsfinder“ (verdammt schauriger Text), „Lanze“ und „Piratenbrut“ werten. Als bandtypisch darf auch der Song „Jagen“ begriffen werden. Einzig und allein das letzte Stück, „Electrowahn“, fällt völlig aus dem Rahmen. Der, oh welch Wunder, sehr elektronische Song erinnert eher an Tanzwut als an Ragnaröek, hat aber auch seinen Reiz.
Die Scheibe ist durchwegs gelungen. Durchhänger gibt es keine und alle Titel haben ihre Daseinsberechtigung. Mit dem Rundling dürften sich Ragnaröek eine Ebene höher katapultieren, und das völlig zu Recht. Die Musik klingt ehrlich, bodenständig und die Geschichten kauft man den Musikern ab. Schön, dass es Bands gibt, die ihren eigenen Weg gehen wollen.
Thomas Seitz
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