Dornig bei „Deep Ground“

„Rag’n’Roll“ ist die eigene Bezeichnung der Band Ragnaröek für ihre Art, Mittelalterrock zu interpretieren. Und mit dieser Eigenkreation trifft man das, was es auch auf dem dritten Album der Band, „Dornig“, zu hören gibt, wohl am besten, denn nur schwer lassen sich einzelne Schubladen für den Sound des Quintetts öffnen.

Deutlicher zeichnen sich jedoch Parallelen und Assoziationen zu Bands wie Rammstein, Stahlmann, In Extremo und sogar ASP ab, während der raue, dunkle Gesang sowohl zum Ragnaröek-Sound passt als auch bei selbsternannten Assi-Rock-Truppen wie 9mm nicht fehlplatziert wirken würde.

Rammstein, Stahlmann, ASP und 9mm – die haben aber gar keine „mittelalterlichen“ Elemente in ihrer Musik?! Richtig, doch auch bei Ragnaröek fallen jene – bis auf wenige Ausnahmen wie z.B. der Song „Schattengold“ mit seinem Dudelsacksolo – nicht allzu sehr ins Gewicht bzw. werden nicht als dominierend wahrgenommen. Vielmehr wartet die Band in jedem ihrer hier zu findenden 14 Tracks mit einer derart brachialen Gitarrenwand und wuchtigem Drumming auf, dass alle weiteren Zusätze beinahe untergehen. Das macht allerdings insofern nichts, als dass eingängige Melodien für einen angemessenen Ausgleich sorgen und die Band eine Art frischen Wind in die Szene bringt.

Dieser braust sich regelmäßig zu einem wahren Sturm auf, denn energiegeladen treibt man die Titel an; nur selten finden darüber hinaus langsamere Songs (wie „Herzlos“) auf „Dornig“ ihren Platz.
In „Mann“ präsentieren Ragnaröek schließlich, dass sie sich auf Variationen verstehen und es nicht immer nur in die Vollen gehen muss, denn stimmlich wechselt man von gewohnt rauen, harten, klar artikulierten, dunklen Klängen zu melodiehaften Passagen, während zwar simple, aber dafür effektive Gitarreneinlagen das Stück abrunden. Davon abgesehen verfolgt die Band jedoch stets ähnliche Strukturen, sodass es insgesamt wenig Überraschungen auf dem Album gibt.

Auch ein obligatorisches „Trinklied“ wird jedoch von den fünf Mannen nicht vergessen, und so motiviert „Trinkfest 5-4-3-2-1″ – textlich nicht ganz klischeelos – zum Heben der Humpen. Obwohl sich die Eigenständigkeit aufgrund der Nähe zu den als Vergleich genannten Bands zeitweilig in Grenzen hält, und obschon (oder gerade weil) die rockige, fast schon metallische Ausrichtung mehr Beachtung findet als die mittelalterliche Seite der Band, macht „Dornig“ dennoch durchgehend Spaß und sollte nicht nur von Ragnaröek-Fans ins Haus geholt werden, sondern ebenso von jenen, die sich im musikalischen Dunstkreis oben genannter Musiker und Gruppen aufhalten.

Wer zusätzlich die Möglichkeit hat, Ragnaröek live zu erleben, sollte dies außerdem nutzen, denn ihr Spektakel aus Animation und Feuershow wird die Songs durch zusätzliche visuelle Aspekte in ein anderes Licht stellen und von ihren etwaigen Schwächen ablenken. Ungemeines Livepotenzial ist auf jeden Fall vorhanden, die Dynamik und Spielfreude der Band ist bereits auf „Dornig“ deutlich herauszuhören. Doch seid gewarnt: Sind sie zu hart, seid ihr zu schwach. Zumindest um das Brachiale in Ragnaröeks Sound auf Albumlänge auszuhalten, sollte der Hörer für die härtere Gangart gewappnet sein. Dann aber werden die Tracks auf „Dornig“ auch in Dauerschleife großen Anklang finden.Obwohl sich die Eigenständigkeit aufgrund der Nähe zu den als Vergleich genannten Bands zeitweilig in Grenzen hält, und obschon (oder gerade weil) die rockige, fast schon metallische Ausrichtung mehr Beachtung findet als die mittelalterliche Seite der Band, macht „Dornig“ dennoch durchgehend Spaß und sollte nicht nur von Ragnaröek-Fans ins Haus geholt werden, sondern ebenso von jenen, die sich im musikalischen Dunstkreis oben genannter Musiker und Gruppen aufhalten.

Pro:

Enorm eingängig und „hart“. Musikalisch entfernt vom „typischen“ Mittelalterrock.

Kontra:

 Dafür Ähnlichkeiten zu Bands wie Rammstein, In Extremo und ASP. Songs bieten selten Überraschungen.

Wertung:

  4 / 5 – großartig

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