Mittwoch, 21 September 2011 13:55
Written by Joerg
Die Mittelalter-Onkelz
Vergleiche mit anderen Bands hinken immer. Doch wenn man trotz vollständiger Unvoreingenommenheit nach den ersten drei Takten an eine bekannte deutsche Formation denken muss und sich das Gefühl bis zum Ende des Albums nicht ändert, muss wohl etwas dran sein.Bei „Eiskalt“, dem neuen Album der deutschen RAGNARÖEK denkt auch der ihnen ungeneigte Hörer unweigerlich an die BÖHSEN ONKELZ und ein wenig an SUBWAY TO SALLY. Was musikalisch nicht zwingend negativ sein muss: Eingängige Melodien mit sehr einfachen Mitteln – wenige Akkorde, simpler Beat – schaffen das Potenzial unsterblicher Nummern. Was fast jedermann in der Garage nachzuspielen im Stande ist, kann ewig leben. Und die Songstrukturen von RAGNARÖEK sind genau das: Geradlinig und klar, um nicht zu sagen gewöhnlich.
Und ewig rrrollt das RRRRRr
Auch beim Texten haben sich die Schweriner nicht mit unbändiger Kreativität bekleckert. Dezent pubertäre Abhandlungen über Sex, Tot und Teufel, dargeboten von definitiv zu gröliger Stimme. Frontman „Charon“ lässt auch gerne zwischendurch das „R“ tief in der Kehle rollen (RAMMSTEIN lässt grüßen…..). Niemand erwartet engelsklares Geträller bei dieser Musik. Auch etwa Erik-Uwe Hecht von SUBWAY TO SALLY singt gelegentlich kräftig am Ton vorbei, ohne dass es nachhaltig stört. Doch, so puristisch es klingen mag, Bands sollten sich entscheiden: Growling oder klarer Gesang, beides ist in Ordnung, wenn es gut dargeboten wird. Bei Mischformen wie eben RAGNARÖEK wird man den Verdacht nicht los, dass die Stimme für keinen der beiden Stile reicht.
Ein Lichtblick kurz vor Ende
Die vorletzte Nummer, „Meer“, passt eigentlich gar nicht zum Rest des Albums. Eine klassische Ballade, sogar mit weiblicher Oberstimme und klarem männlichem Gesang, ist ein echter Ohrenschmaus. Die Schlussmischung, „Electrowahn“, ist ein netter Gag: Als ob eine normale Ragnaröek-Nummer so lange durch die Mischpulte gejagt wurde, bis eine Art 1990er-Jahre-Techno-Nummer daraus wurde. Ein Spaß.
Fazit: Naja
„Eiskalt“ ist ein nettes, wenig aufregendes Album, das erklärten Freunden des Genres einiges Wohlbefinden bringen kann. Die Ballade „Meer“ ist für sich allein betrachtet ein Ohrenschmaus, verleiht dem gesamten Album aber noch keine Kaufpflicht. Man darf aber gespannt sein, wohin sich die Band in den kommenden Jahren entwickelt – Potenzial zu einer Bereicherung der Mittelalter-Metal-Szene ist definitiv vorhanden.
Wertung: 2.5 von 5.0
Autor: Ewald (21. September 2011)
Links: stormbringer.at